Unlängst machten die Pläne von Michael Dell, das nach ihm benannte Unternehmen von der Börse zu nehmen, Schlagzeilen und waren auch in diesem Blog ein Thema. Inzwischen hat der Aufsichtsrat seine Empfehlung abgegeben, jetzt müssen die Aktionäre entscheiden.
„I’ve challenged this team to take the number one position for server market share in FY14. It is an exciting and achievable goal, which will put us in a strong position as converged infrastructure increasingly places compute at the heart of the data center“, mit emotionalen Worten hat sich Unternehmensgründer, Namensgeber und CEO Michael Dell Anfang der Woche an seine Mitarbeiter gewendet. Von aufregenden Kundenveranstaltungen in China berichtet er und von bewegenden Salesmeetings, um dann über die geplante Reprivatisierung des Unternehmens zu informieren. Die sei nötig, um Dell für die Zukunft zu rüsten, in Forschung und Entwicklung zu investieren, das angeschlagene PC-Geschäft auf Vordermann zu bringen und neue Wachstumsmärkte zu erschließen. Mit einem Wort, man wolle der Kundennutzen erhöhen und die „customer experience“ vereinfachen und erweitern.
An der Börse geht es um Geld. Um viel Geld. 28 Milliarden Dollar ist die Transaktion wert, mit der IT-Hersteller Dell von der Börse genommen werden soll, um in Ruhe das Unternehmen zurück auf einen Wachstumskurs zu bringen. 13,65 Dollar je Anteil bietet ein Konsortium bestehend aus der Investmentfirma Silver Lake Partners, Unternehmensgründer Michael Dell und der Investmentfirma MSDC den Aktionären. Zwei Milliarden Dollar steuert Dell-Allianzpartner Microsoft in Form einer Anleihe bei.
Anfang dieser Woche hat Dell die Details der geplanten Reprivatisierung veröffentlicht. Der Aufsichtsrat empfiehlt den Aktionären, der Transaktion zuzustimmen. Das Dokument ist so lang wie lesenswert. Sehr detailliert wird ab Seite 19 der Prozess geschildert, der zu der finalen Entscheidung geführt hat. Das Zusammenspiel von Management, Aufsichtsrat, Rechtsanwälten und Unternehmensberatern sowie Investoren lässt sich gut studieren. In Anhängen sind die Gutachten der Berater und in einem getrennten Filing deren Präsentationen für den Aufsichtsrat veröffentlicht.
Wenn es um sehr viel Geld geht, stehen nicht immer die Interessen des Unternehmens oder der Mitarbeiter, die am Ende des Tages die Arbeit gemacht haben und schon gar nicht die der Kunden, die mit ihren Produktkäufen letztlich immer die Zeche bezahlen, im Vordergrund. So begann im Vorfeld der Veröffentlichung ein munteres Gezerre um Dell, das bisweilen an Sandkastenschlachten um Spielzeug erinnerte (wir haben das im hier diskutiert). Die Namen Hurt (einst HP CEO) und Capellas (einst Compaq CEO) wurden ins Spiel gebracht. Eine interessante Einschätzung des Angebots der Blackstone Gruppe hat mein Kollege Andrew Ross Sorkin in der New York Times erörtert.
Genutzt hat all das Dell – dem Unternehmen – wenig. Denn Kunden und Mitarbeiter sind verunsichert. Das ist schade, denn der Hersteller muss sich bestimmt neu ausrichten, ist jedoch längst kein Sanierungsfall und sollte durch einen Disput von Millionären, wie das Geld richtig zu vermehren ist, auch keiner werden.
Bleibt zu hoffen, dass die Aktionäre im Interesse des Unternehmens abstimmen, Dell bald wieder in geordneten Verhältnissen ankommt und Michael Dell mit seiner Einschätzung Recht behält: „I am more energized for the future of Dell than ever. Together, we have built an amazing company and our best days are still ahead.“