Immer wieder werden wir gefragt, mit welcher Technik unser Podcast aufgezeichnet und produziert wird. Deshalb werden wir an dieser Stelle einen Blick auf die verwendete Ausstattung und zeigen den nötigen Workflow, um eine Episode aufzuzeichnen.
Audio-Hardware
Als Audio-Interface kommt ein Presonus 44VSL zum Einsatz. Es ist via USB mit einem Apple MacBook Pro 13 Zoll (early 2011) verbunden. An das Presonus 44VSL werden unsere vier Hör-Sprech-Garnituren (so nennt man die Kombination aus Mikrofon und Kopfhörer; oder auch Headset) DT-297-PV/80 MKII von Beyerdynamic eingesteckt.
Beyerdynamic liefert seine Hör-Sprech-Garnituren üblicherweise ohne Kabel aus – sie müssen separat gekauft werden.
Das Kabel für das Headset Beyerdynamic DT-297-PV/80 MKII endet mit jeweils zwei Steckern. Einem runden XLR-Stecker (Mikrofonausgang), der an je einen Eingang an der Vorderseite des Presonus 44VSL eingesteckt wird und einem 6,3mm Klinkenstecker (Kopfhörereingang), der in den Buchsen auf der Vorderseite des Kopfhörerverstärkers Platz findet. Hier kommt ein Presonus HP4 zum Einsatz, der direkt auf dem Presonus 44VSL steht. Verbunden werden die beiden Komponenten auf der Rückseite über zwei kurze Patchkabel (rechter und linker Kanal) mit je einem 6,3mm Klinkenstecker.
Die beiden Stecker am Ende des Beyerdynamic-Kabels (XLR und 6,3mm Klinke) können maximal zehn Zentimeter Abstand zueinander haben, denn die beiden Adern laufen danach zu einem Strang zusammen. Deswegen sollte man darauf achten, dass der Eingang in das Audiointerface (XLR) und des Kopfhörerverstärkers (6,3mm Klinke) nicht zu weit auseinander sind. Sind beim Audiointerface die Eingänge vorne und beim Kopfhörerverstärker die Eingänge hinten, läuft man zwangsweise in ein Problem.
Deshalb fiel die Wahl auf einen Kopfhörerverstärker von Presonus, denn der hat die Eingänge auch vorne – im Gegensatz zu vielen Modellen anderer Anbieter.
Sinn und Zweck des Kopfhörerverstärkers ist es, dass jeder Podcaster die Lautstärke des Gesamtsignals (also die Stimmen aller), das er über den Kopfhörer zu hören bekommt, individuell auf sein Bedürfnis justieren kann. Eine lohnende Investition!
Das Apple MacBook wird ausschließlich für die Aufzeichnung verwendet und ist daher nur mit dem Betriebssystem (hier: Mavericks 10.9.5), der Presonus-Software (Treiber), der Audio-Recording-Software (hier: Reaper Ultraschall-Edition) und ein paar Helferlein wie beispielsweise der Streaming-Software für die Live-Übertragung ins Netz ausgestattet.
Der Grund: Umso weniger Applikationen installiert sind, umso geringer sind in der Regel die Aussetzer, Abstürze oder andere Fehler zu beobachten. Zudem: Bis einschließlich der MacBooks Pro der Serie „early 2011“ wurden USB 2.0-Schnittstellen verwendet. Allenthalben wird beklagt, dass es bei der Verwendung von USB 3.0 zu Knacksgeräuschen bei der Audioaufzeichnung kommen kann. Das bei uns verwendete MacBook Pro reicht von den Leistungsdaten völlig aus, um seinen Dienst zu versehen – die CPU-Auslastung bei der Aufzeichnung liegt bei maximal vier Prozent.
Mehr kommt an Hardware nicht zum Einsatz, sehen wir von ein vier Kabeln (K190.40/1,5 bzw. 3 Meter) für die Beyerdynamics ab.
Audio-Software
Widmen wir uns nun der eingesetzten Software auf dem MacBook Pro: Zwingend installiert werden muss die Software samt Treiber für die Presonus AudioBox 44VSL. Wie immer gilt: Die Software auf der mitgelieferten CD gleich links liegen lassen und besser die aktuellste Version über die Website des Anbieters herunterladen und installieren.
Für die Eingangskanäle in1 bis in4 nehmen wir gleich die Einstellungen für den Kompressor vor. Dazu genügt ein Klick auf COMP und wir sehen die fünf Parameter Treshold, Attack, Release, Rain und Ratio sowie zwei Schalter um Limit und Auto ein- und ausschalten zu können. Ich erspare mir an dieser Stelle die Herleitung der vorgenommenen Einstellungen. Jene, mit denen wir für in1 bis in4 arbeiten, sind hier zu sehen:
Und hier die verwendeten Einstellungen im Bereich Equalizer:
Ralph Stockmann (@rstockm), der maßgeblich an der Entwicklung Ultraschall-Edition von Reaper (wir kommen später noch dazu) beteiligt ist, erklärt in diesem Video die Grundprinzipien für die Einstellungen des Kompressors und des Equalizers. Zwar wird das hier anhand von Audio-Plugins in Reaper gezeigt, doch die Vorgehensweise ist die gleiche. Zudem sei ein Blick in das Handbuch der Presonus AudioBox 44VSL empfohlen.
Letztlich gilt: Alle beteiligten Podcaster müssen stimmlich gut präsent und charakterisiert sein und eine Übersteuerung (Clipping) muss vermieden werden. Wenn sich der Pegel in der Aufnahmesoftware um die -6db herum bewegt, ist alles im Lot.
Kommen wir nun zur Aufnahmesoftware (Digital Audio Workstation; DAW) selbst. Für Channelcast verwenden wir eine stark angepasste Version der Software Reaper. Reaper selbst sieht beim ersten Anblick out of the box völlig mit Funktionen überfrachtet und abschreckend kompliziert aus. Hier kommt jetzt die Ultraschall-Edition ins Spiel: Durch die Anpassungen dieser Modifikation werden alle für das Podcasting überflüssigen Funktionen ausgeblendet und im Gegenzug alle Elemente, die für die Aufnahme eines Podcasts wichtig sind, hervorgehoben und visuell ausgehübscht. Ich verweise an dieser Stelle auf die Homepage des Projekts. Hier sind für Interessierte alle Informationen einschließlich zahlreicher Screencasts zu finden.
Das Stück Software Nummer 3, das installiert wurde, ist Mixlr. Mit Hilfe dieses Tools fangen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen senden wir unsere Aufzeichnung per Live-Stream ins Netz und zudem erlaubt Mixlr mit den Live-Zuhören zu chatten. Die Software gibt es für Mac OS X, Windows und als App für iOS-Geräte und Android. Damit ist so ziemlich alles abgedeckt.
Ein weiterer Pluspunkt von Mixlr ist, dass sich der Live-Player via embeded code in die Website integrieren lässt:
Verkabelung
Im nächsten Schritt werden die einzelnen Komponenten verkabelt. Wie das schematisch aussieht, zeigt folgende Grafik:
Grobe Checkliste für die Aufzeichnung
- Verkabeln der Hardware nach obigem Schema.
- Audio-Hardware einschalten – AudioBox – Kopfhörerverstärker – MacBook Pro
- Presonus-Software starten; darauf achten, dass diese aktiv ist (Einschaltknopf neben dem Logo oben links muss leuchten).
- Reaper starten, bei Bedarf auch Skype
- Im Menü Podcast „Audiohardware einrichten“ aufrufen und das passende Audio Device per apply bestätigen. Ok.
- Ansicht auf „Preshow“ – Routing-Tabellen überprüfen. Ist alles da?
- Alle Tonspuren aktivieren (Sprecher 1 bis 4, Einspieler, Skype(?)
- Wartemusik in Loop-Modus starten.
- Sind die Pegel bei allen Sprechern und beim Einspieler da? Skype(?)
- Alles als Projekt speichern CC0xx.
- Mixlr anwerfen – Kontrolle, ob Wartemusik gestreamt wird.
- Recording starten.
- Intro abfahren – los geht es!
Themensammlung und Sendungsvorbereitung
Ohne Themen, kein Podcast – das ist klar. Die Herausforderung für uns vier: Wir alle stehen in Lohn und Brot und gehen an verschiedenen Orten unserer geregelte Arbeit nach. Wir sehen uns wenig bis kaum zwischen den einzelnen Aufzeichnungen, der persönliche Austausch bleibt oft auf der Strecke. Und dennoch müssen wir die Themen gemeinsam vorbereiten. Das geht nur mit Hilfe geeigneter Collaboration-Tools. Wir machen das so:
Jeder sammelt relevante Themen für sich ein. Egal ob bei der Durchsicht der persönlich zusammengestellten RSS-Feeds, dem Surfen durch Netz, egal ob auf dem Pad, am Rechner oder via Smartphone: Alle Links landen in einem gemeinsam genutzten Dienst namens pinboard.in. Der Dienst stellt ein Bookmarklet zu Verfügung, dass man sich in seine Browserleiste schraubt. Wann immer man etwas interessantes liest, wird auf den Button geklickt und das Thema ist eingefangen.
Auch die Mehrzahl von RSS-Readers unterstützt ein Sharing in Richtung pinboard.in. Und falls nicht, dann finden wir via dem großartigen Dienst IFFT (if this then that) einen Weg, um den Link automatisiert in pinboard.in zu bekommen. Selbstredend gibt es Alternativen zu pinboard.in – unzählige sogar. Warum dann dieser? Pinboard in nach meinem Wissensstand der einzige Boookmark-Sammeldienst, der aus dem gesammelten Input praktischerweise einen RSS-Feed aggregiert.
Jetzt kommen einige Rezepte (receipts) – so werden die definierten Workflows in ifttt.com genannt – ins Spiel. Sie sorgen dafür, dass das soeben auf die Gesprächsliste angepinnte Thema in die sozialen Netze gepostet wird. Damit sorgen wir dafür, dass den Hörern unsere Themen vorab im Groben bekannt sind. Zudem bietet es Hörern die Möglichkeit, uns bereits im Vorfeld Feedback zu geben. Mit diesem Vorgehen haben wir gute Erfahrungen gemacht.
IFTTT wird auch dazu genutzt, um die in pinboard.in liegenden Themen in zwei Google Docs zu gießen. Und zwar einmal als Liste mit und einmal ohne Links. Letztere ist der direkte Input für Kapitelmarken in Reaper. Und selbstverständlich ist die Sammlung Ausgangspunkt für unsere Show Notes die wir in Form eines Flipboards veröffentlichen.
Das ganze nochmals schematisch dargestellt:
Dies und das
Zu nennen wären noch zwei nützliche Anschaffungen. Zum einen habe ich über die Do it yourself-Plattform Dawanda Aufbewahrungstaschen für die beiden Presonus-Geräte machen lassen, in denen finden die Hardware nebst Kabel Platz und sind so für den Transport gut geschützt. Danke an dieser Stelle an Slophat, die alle Wünsche meisterlich umgesetzt hat.
Und um mit dem ganzen Equipment mobil zu sein, wurde ein wasser- und staubdichter Transportkoffer angeschafft. Die Wahl fiel auf den Peli Case 1440. Der ist mit knapp 350 Euro zwar nicht ganz billig, dafür kann man ihn aber vererben. Er ist unverwüstlich. Das komplette Channecast-Studio, angefangen vom Notebook, über die Audio-Hardware sowie sämtliche Headsets und Kabel finden darin Platz und sind bei einem Transport gut geschützt.
Kostenaufstellung
Am Ende seien hier alle fixen und laufenden Kosten zusammengetragen. Man kann sicherlich weit aus mehr, aber auch deutlich weniger Geld für Podcasting ausgeben. Nachdem wir nun seit drei Jahren unseren Podcast am Start haben, bereuen wir die Ausgaben an keiner Stelle.
Aufstellung fixer und laufender, monatlicher Kosten
Stand: 01/2015Art | Bemerkung | Kosten |
---|---|---|
Audio-Hardware | Aufstellung siehe oben plus Kleinkram | ca,. 2.400 € |
Transportkoffer | Peli Case 1440 | 350 € |
Schutztaschen Audio-Hardware | via Dawanda | 70 € |
Audio Software | Aufstellung siehe oben | 50 € |
SUMME | 2.870 € (fix) | |
Dienste (variabel) | Auphonic, Mixlr, Hosting | 49 € (laufend) |
Falls es noch Detailfragen zu einem der zahlreichen Punkte gibt, dann immer her damit – wir helfen gerne. Die Site wird nach und nach um weitere Informationen ergänzt, beispielsweise um das Thema Post-Produktion.
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