Warum Googles Kauf von Motorola nichts Gutes bedeutet

12,5 Milliarden Dollar legt Suchmaschinenriese Google für die Handy-Sparte von Motorola auf den Tisch. Das sind satte 63 Prozent mehr als das Unternehmen überhaupt wert ist. Da stellt sich natürlich die Frage, warum Google soviel Geld auf den Tisch legt. Klar ist, dass es keinesfalls dafür sein kann, weil die Schaumburger erfolgreich im Handy-Markt unterwegs sind. Ob Milestone (Droid), Xoom oder Atrix  – das alles sind Produkte auf die die Welt nicht unbedingt gewartet hat oder wartet.

Nein, Motorolas derzeitiger Platz am Katzentisch in der Runde der großen Player kommt nicht von ungefähr. Und sicherlich hat die fast drei Jahre andauernde Aufspaltung des Konzerns nicht gerade dazu beigetragen, sich hochkonzentriert und innig um den schnelllebigen Handy- und Smartphone-Markt zu kümmern. Laut Gartner nimmt das Unternehmen mit 2,4 Prozent Marktanteil derzeit Position 8 in der Weltrangliste ein.

Nein, Google hat Motorola Mobility sicher nicht der Produkte wegen gekauft. Interessant an dem Unternehmen ist für Google einzig und alleine der immense Fundus an Patenten in dessen Besitz der einstige Mobilfunk-Pionier ist. Google hat geistiges Eigentum gekauft. Davon viel zu besitzen, gilt heute als bestes Mittel, um Mitbewerber auf Distanz zu halten.

Erst vor kurzem war die Internet-Company in der Bieter-Rally um rund 6.000 Patente aus der Nortel-Pleite und Novell-Beständen unterlegen und musste mit ansehen, wie die beiden Konsortien Rockstar Bidco LP und CPTN (jeweils auch unter Beteiligung von Apple und Microsoft) sich diesen „Quell an Patenten“ sicherten.

De facto führt das dazu, dass Google nun der Patenrechte wegen 15 Dollar Lizenzgebühren für ihr Handy- und Tablet-Betriebssystem Android an die beiden Konsortien abführen muss. Doch darum geht es nicht. Wichtig an dieser Stelle ist nur, dass einem Handy-Produzenten nunmehr der Erwerb einer Windows Phone 7-Lizenz günstiger kommt. Dass Apple und Microsoft am Verkauf von Android-Geräten mittels Lizenzgebühren mitverdient ist nebensächlich.

Google sitzt dieser Tiefschlag mächtig in den Knochen und nimmt in Sachen Patentsicherung und -anhäufung nun den Fehdehandschuh auf.

We’re not naive; technology is a tough and ever-changing industry and we work very hard to stay focused on our own business and make better products. But in this instance we thought it was important to speak out and make it clear that we’re determined to preserve Android as a competitive choice for consumers, by stopping those who are trying to strangle it. (Quelle: Offizieller Google-Blog)

Die Patentstreitigkeiten, die nahezu alle Beteiligten im lukrativen und prestigeträchtigen Smartphone-Markt derzeit kreuz und quer führen, werden an Schärfe und Härte weiter zunehmen, Fälle wie das „Galaxy Tab 10.1-Verbot“ werden zusehends an der Tagesordnung sein.

Schön ist das alles nicht. Der Markt ist drauf und dran sich selbst auszubremsen, die Patentrollerei nimmt dramatisch zu. Das Nachsehen haben wie so oft die Kunde und Handel.

An dieser Stelle sei noch ein aufschlussreicher und sehr interessanter Beitrag zum Thema „Patenttrollerei“ genannt: „When Patents attack!“, der amerikanischen Podcast-Kollegen von This American Life, der hier nachgehört und auch nachgelesen werden kann (auf englisch).
 
Titelbild: Dr. Martin Cooper, the inventor of the cell phone,
with DynaTAC prototype from 1973 (in the year 2007) by Rico Shen CC BY 2.0


		
	

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