Liebe Channelcast-Freunde,
heute möchte ich Sie gerne mit einem Freund von mir bekanntmachen. Mit Uwe nämlich, Uwe Bauer, „dem letzten PC-Händler Deutschland“, wie er sich selbst scherzhaft zu nennen pflegt. Uwe ist stellvertretender Inhaber der „PC-Ecke“ im Münchener Stadtteil Lochhausen. Mal den Finger hoch: Wer ist schon mal in Lochhausen gewesen? Niemand? Seien Sie froh. Da möchten Sie nicht tot überm Zaun hängen. Gut, wo möchte man schon tot überm Zaun hängen? Letzten Endes kann es einem ziemlich wurscht sein, ob man in Lochhausen oder meinetwegen Bogenhausen tot überm Zaun hängt. Tot ist tot.
Jedenfalls gibt es in Lochhausen diesen Computershop namens PC-Ecke, und betrieben wird dieser Laden von meinem Freund Uwe. Aber das sagte ich ja schon. Eigentlich gehört die PC-Ecke Uwes Sohn Lars. Aber der Lars hatte irgendwann keinen Spaß mehr an dem Geschäft und hat lieber mit einem Kumpel eine neue Firma gegründet, natürlich im Internet. Irgendein neues Facebook, Google oder Amazon gegründet, vielleicht auch Apple. Das weiß Uwe selbst nicht so genau.
Lars meinte, das bisschen Arbeit im Laden könnte sein Vater auch nebenbei machen. Morgens die Tür auf- und abends wieder abschließen und vielleicht ein bisschen Staub wischen von den Computern. Und da Uwe ja ohnehin gerade nichts zu tun hatte und in gewisser Weise sogar vom Fach war…
Ja, der Uwe war nämlich früher mal bei Olivetti tätig. Olivetti, der Name sagt dem einen oder anderen vielleicht noch was. Uwe hatte dort eine schöne Stelle in der Buchhaltung, aber irgendwann haben Leute von Olivetti gemeint, auch ohne Uwe klar zu kommen. Tja, wenig später ist dann auch die Welt zu der Ansicht gelangt, ohne Olivetti klar zu kommen. So kann´s gehen…
Also der Uwe macht da in der PC-Ecke einen super Job, das muss man sagen. Obwohl er immer sagt, dass das für ihn ein Hobby sei und sonst nix. So wie für andere Leute Angeln. Ein schönes Hobby zwar. Aber ein Hobby.
Uwe meint, man solle sich da nichts vormachen: Computerhandel, so wie früher mit Ladengeschäftm, kleiner Werkstatt und Lager, das könne man heutzutage nur noch als Hobby betreiben. Computerhändler mit Ladengeschäft, das sind für Uwe alles Hobbyisten.
Der Uwe sagt sogar, dass er mit dem Austragen unseres wöchentlichen Anzeigenbladls „Lochhausener Kurier“ Samstag Nachmittags in unserem Viertel mehr verdient als mit der PC-Ecke. Also das halte ich für übertrieben.
Aber so eine PC-Shop, der hat es schon schwer. Jetzt ist ja wieder so eine Diskussion im Gange, wie lange es den stationären Computerhandel oder überhaupt den ganzen stationären Handel überhaupt noch geben werde. Wegen dem Internet, wegen Amazon, Schrei-vor-Glück-Zalando und so. Da gibt es schon Warnungen, dass die Innenstädte bald ausgestorben seien, weil keiner mehr dort einkaufen gehe. Uwe meint, das sei erstens Quatsch und zweitens was sei denn so schlimm daran, wenn zum Beispiel in der Münchener Einkaufsmeile Kaufinger Straße keine Läden mehr wären. Dann könnte man dort ja mal etwas ganz verrücktes machen: Menschen ansiedeln zum Beispiel. So richtig zum Wohnen. Sagt der Uwe.
Egal. Also man kann sagen, was man will, der Uwe macht da einen tollen Job mit der PC-Ecke, da gibt´s nichts. Der macht ja alles alleine. Staubwischen zum Beispiel. Da könnt ihr aber mit der Lupe suchen, beim Uwe findet ihr kein einziges Staubkörnchen. Sogar die Werbung macht der Uwe allein. Werbung ist wichtig, sagt er, denn wer nicht wirbt, der stirbt, und darauf hat der Uwe keine Lust. Was die Reklame angeht, da hat der Uwe so einen ganz speziellen Ehrgeiz entwickelt. Der macht alle Texte in Versform, weil er meint, dass das beim Publikum ganz besonders gut ankommt. Uwe Ergüsse kann man dann bei uns im Wochenblatt „Lochhausener Kurier“ bewundern. Hier zum Beispiel mal eine Kostprobe:
„Ein Computer aus Chinesien
Ist mal kaputt gewesien.
Doch der Uwe von der PC-Ecke
Brachte vollends ihn zur Strecke.“
Der Uwe!!! Ich hab ihm gesagt „Uwe, das ist doch keine Reklame für die PC-Ecke!“ „..brachte vollends ihn zur Strecke – was soll denn das?“ Das ist ja Anti-Reklame! Aber der Uwe meinte, das sei schon in Ordnung so, das sei Absicht. Das Geheimnis guter Reklame liege nämlich darin, dass man die Leute überrascht, dass man sie provoziert oder am besten schockiert. So dass die Leute über die Werbung sprechen. So wie bei Benetton mit den T-Shirt voller Blut. Oder Media-Markt, als „geil“ noch etwas anderes bedeutet als heute, oder vor kurzem Redcoon mit den billigen Weibern.
Uwe hat dann aber doch noch eine Alternative entwickelt, die geht so:
„Ein Computer aus Chinesien
Ist mal kaputt gewesien.
Also die ersten beiden Zeilen sind gleich geblieben, die waren ja auch gut. Dann geht´s weiter:
Doch der Uwe nach nem Weilchen
Macht ihn wieder heilchen.“
Haha, lustig, nicht wahr? Da denkt man doch sofort: „Deutschland, das Land der Dichter und Querdenker“ oder nicht?
Stolz ist Uwe auch auf dieses Werk:
„Ein Computer ging kaputt
Und wurde zu Elektroschrutt.
Doch Sie könn´ n sich freu´n,
bei Uwe gibt´s ´nen Neuen.“
Nee, der Uwe, ich glaube, eine zweiter Goethe wird aus dem auch nicht mehr. Aber so ist das, wenn man viel Zeit hat. Man kommt einfach schnell auf komische Gedanken und wird ein bisschen sonderbar.
(Wird fortgesetzt)
Copyright by Damian Sicking