HP: Von Sandkästen und Arbeitswelten

HP biegt ab: Künftig wird man nicht mehr mit Apple konkurrieren, sondern nur noch mit IBM. Palm wird geschlossen, die PSG zur Disposition gestellt.

Leben wir nicht in aufregenden Zeiten! Ist es nicht schön, Teil einer spannenden, schnellen und dynamischen Branche sein zu dürfen! Viele wichtige Trends und Neuigkeiten unserer Branche kommen aus Amerika – aus Silicon Valley, dem kreativen Hirn unserer Branche, um es mal bildlich auszudrücken.

„100 more reasons to love the HP TouchPad“ hat uns Palm Chef-Kommunikator Jon Zilber erst kürzlich auf seinem Blog ins Nachtkissenbuch geschrieben. Dabei gibt es – zumindest nach Expertentests wie zum Beispiel hier – nur mittelviele Gründe, das Gerät zu lieben, jedenfalls weniger als 100.

Der Meinung ist wohl auch Zilbers Chef Leo Apotheker. Denn nicht ganz zwei Wochen nach Zilbers Liebeserklärung verkündete der gestern die Trennung im Zuge der Veröffentlichung der Geschäftszahlen. Palm, eben erst einem Jahr für 1,2 Milliarden Dollar erworben, habe weder „internal milestones“ noch „financial targets“ erreicht. Soll keiner sagen, das habe sich nicht abgezeichnet: Bereits Anfang Juli wurde ex-Palm-CEO Jon Rubinstein HP-intern zur Seite befördert. Der Sandkasten, um noch ein anderes Bild zu bemühen, wird geschlossen.

Sandkasten, weil die Palm-Episode bei HP zwar teuer war und bizarre Formen angenommen hat – ein toller Stoff für Frotzeleien aus der Branche – aber doch einen winzigen Nebenschauplatz im HP-Konzern darstellt.

„Wir sind nicht Apple!“ hört man Leo Apotheker förmlich rufen. Es geht ums Business, um die Arbeitswelt. Da möchte man seinen Kunden interessante Produkte und Dienstleistungen anbieten. Interessant für die Kunden aus Lösungssicht, interessant für HP aus Margensicht. Softwaremarge (operative Marge) = 19,4 Prozent bei 20 Prozent Wachstum, PSG-Marge = 5,9 Prozent bei minus drei Prozent Wachstum.

„Machen wir es doch wie IBM!“ Das sagt Apothekers strategische Ankündigung: Software Marge (Rohertrag, leider reporten die Unternehmen nicht ganz einheitlich) = 88,4 Prozent bei 16,9 Prozent Wachstum, PCD = Lenovo.

Und natürlich passt Apotheker die Marge weder im Service- noch im Infrastrukturbusiness. Und natürlich muss der Vertrieb effizienter arbeiten und mehr Umsatz machen: „Ihr müsst mehr verkaufen!“ hört man ihn förmlich seinem Sales zurufen. Denn die Wachstumsmaschine ist im dritten Geschäftsquartal ins Stottern gekommen. Der Gesamtumsatz lag zwar über dem Vorjahresquartal aber beinahe 500 Millionen unter dem letzten Quartal.

Was bedeutet das für den Channel? Wird HPs Direktvertrieb jetzt noch dominanter? Werden die Kunden noch ebenso gerne HP PCs und Notebooks kaufen, jetzt wo die Zukunft der Sparte in Frage steht? Und was wird aus dem Druckergeschäft (man erinnere sich: IBM Drucker = Lexmark)?

Ja, wir leben in einer spannenden Branche. Mit Spannung erwarten wir die Antworten.

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