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Wachsen? Kommt mir nicht in die Tüte.

Liebe Channelcast-Freunde,

Anfang Januar hatte ich Gelegenheit, Tobias Groten, den Gründer und Vorstandschef der Tobit.Software AG in Ahaus, zu interviewen. Tobit hatte am Dreikönigstag Freunde, Kunden, Partner und anderes Sympathisanten des Hauses zur „unordentlichen Hauptversammlung“ eingeladen, und rund 1.000 Gäste waren gekommen. Im Wesentlichen war es eine große Party mit leckerem Essen und Trinken, ein bisschen Sport und Spiel sowie jede Menge Unterhaltung. Die Lokalpresse berichtete ausführlich.

Besonders bemerkenswert fand ich, was der Hausherr und Gastgeber in unserem Interview zu den Wachstumsplänen seines Hauses sagt. Es gibt nämlich keine. Tobit soll nicht wachsen. Tobit soll so bleiben, wie es ist. Also rund 250 Mitarbeiter groß. „Wir wollen so geschmeidig bleiben, wie wir jetzt sind“, sagte Groten. Für den Ahauser Unternehmer ist es wichtiger, jederzeit in der Lage zu sein, die Mannschaft in kurzer Zeit komplett zu drehen und neu auszurichten, falls die Marktgegebenheiten dies erfordern. „Wir wollen so wenig Leute sein wie möglich“, sagte Groten. Und so viel wie nötig, wie man hinzufügen könnte.

Diese Einstellung Grotens zum Thema Wachstum ist ebenso selten wie klug. Die meisten Unternehmer, Unternehmensgründer und Manager sind in dieser Sache wie Kinder: Sie wollen so schnell wie möglich groß werden. Denn wenn man groß ist, so der Glaube, dann kann man erst die richtig tollen Sachen machen, dann erst hat man Zugang zu einer Welt, die einem vorher verschlossen ist, dann ist man wichtig und wird zu den Partys eingeladen, auf denen man andere wichtige Leute trifft und mit denen man wichtige Dinge bespricht, die einem dazu verhelfen, noch größer und bedeutender zu werden. Viele Gründer beschreiben ja bereits in ihren Businessplänen dezidiert, wie sie den Weltmarkt aufrollen und welche Rolle sie in fünf Jahren im globalen Wettbewerb spielen werden.

Ich habe mich bereits an anderer Stelle der Frage gewidmet, ob es nicht klüger ist, die fast durchweg zu beobachtende Fixierung auf einseitiges Größenwachstum über Bord zu werfen. Mein Text hatte die Überschrift „Vom Glück, ein kleiner Fisch zu sein“. Nun ist Tobit inzwischen auch kein kleiner Fisch mehr, aber gut. Das Glück ist dasselbe. Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wie viele Firmen haben wir schon untergehen sehen, weil die (größenwahnsinnigen) Gründer und Unternehmer vor der zunehmenden Größe und Komplexität ihres Unternehmens kapitulieren mussten. Die Firmen entwickelten sich und wurden immer größer, die Unternehmer aber, die Menschen an der Spitze, wuchsen und entwickelten sich nicht mit. Irgendwann waren sie dann einfach am Limit ihrer Möglichkeiten.

Vor diesem Hintergrund finde ich die von hoher Selbsterkenntnis zeugender Selbstbeschränkung des Softwareunternehmers Tobias Groten aus Ahaus sehr weise.

Beste Grüße!

Ihr und Euer Damian Sicking

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Warum der Untergang von Blackberry schneller kommt als gedacht

Blackberry muss zusehends als unrühmliches Beispiel dafür herhalten, wie das Management, getrieben durch  politischen Ränkespiele und Eitelkeiten, dem Unternehmen sukzessive den Boden unter den Füßen weggezogen hat.

Da passt das Aufstocken der Abfindung für CEO Thorsten Heins auf 55,6 Millionen Dollar im Falle einer Fusion ins Bild. Und auch der Kauf eines Firmenjets für 29 Millionen Dollar noch im Juli des Jahres. Der wird jetzt wenigstens wieder zu Geld gemacht, nachdem bekannt wurde, dass 40 Prozent der Belegschaft vor die Türe gesetzt werden.

Hier eine kleiner Auszug einer lesenswerte Analyse der gröbsten Fehlentscheidungen (Link siehe unten):

  • Shortly after the release of the first iPhone, Verizon asked BlackBerry to create a touchscreen “iPhone killer.” But the result was a flop, so Verizon turned to Motorola and Google instead.
  • In 2012, one-time co-CEO Jim Balsillie quit the board and cut all ties to BlackBerry in protest after his plan to shift focus to instant-messaging software, which had been opposed by founder Mike Lazaridis, was killed by current CEO Thorsten Heins.
  • Mr. Lazaridis opposed the launch plan for the BlackBerry 10 phones and argued strongly in favour of emphasizing keyboard devices. But Mr. Heins and his executives did not take the advice and launched the touchscreen Z10, with disastrous results.

via Inside the fall of BlackBerry: How the smartphone inventor failed to adapt – The Globe and the Mail

 

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