Mit der Übernahme von Online-Shop Redcoon möchte MSH sein nicht vorhandenes Online-Geschäft in Schwung bringen und der Stagnation im traditionellen Business begegnen. Ob die Strategie aufgeht bleibt abzuwarten.
Na, Sie werden es nach dem letzten Satz vom Vorspann schon vermuten; ich glaube nicht, dass die Strategie aufgeht.
Spricht man mit Herstellern hält sich die Begeisterung über MSH, den einstigen Shooting Star im deutschen Channel, deutlich in Grenzen. Viel zu stark aktionsgetrieben sei das Geschäft. „Normale“ Ware verkauft sich kaum. Zudem die Ratlosigkeit gegenüber den Wettbewerbern im Internet.
Das Problem: Die Märkte betreiben Besitzstandswahrung und wehren sich gegen jegliche Online-Aktivitäten im eigenen Haus. Sie befürchten Kannibalisierungseffekte. Weil MSH noch immer sehr dezentral arbeitet – das ehemalige Erfolgsprinzip des Retailers – kann die Zentrale keine Online-Strategie erfolgreich umsetzen. Gebannt schauen die Geschäftsführer der Filialen auf eine mögliche Konkurrenz in Haus und haben darüber längst vergessen, wo der Gegner erfolgreich operiert: Online.
Zudem ist MSH nicht eben für seine Innovationskraft bekannt. Wofür andere Monate brauchen – berichten Insider hinter nicht eben vorgehaltener Hand – benötigt MSH Jahre.
Geschäftsbereiche, die im eigenen Unternehmen nicht in Schwung kommen wollen, dazu zukaufen, ist eine legitime Strategie. Allerdings geht diese meist mit Abstoßungsreaktionen durch das Restunternehmen einher. Mir ist überhaupt nicht ansatzweise klar, wie MSH mit der Redcoon Übernahme diese Effekte vermeiden will. Viel wahrscheinlicher ist, dass die neue interne Konkurrenz erst bekämpft und dann assimiliert wird. Dann gäbe es neben einer nach innen gerichteten eher trägen klassischen Retail-Organisation ein ebensolches Online-Geschäft. Da hilft es auch nicht, dass die neue Abteilung ihre Eigenständigkeit (genau wie die Media Markt Filialen) behält.