Microsoft Surface: Verbrannte Erde wohin man schaut

Microsofts Gehversuche im Tablet-Markt gleichen eher einem Straucheln als einem entschlossenen Spurt. Alle bisherigen Anstrengungen, die Kundschaft für Surface-Rechner zu begeistern, sind von mäßigem Erfolg gekrönt.

Zwischen 1,5  und 1,7 Millionen Stück, so die Hochrechnung von Experten, sind seit Produkteinführung vor zehn Monaten über den Ladentisch gewandert – davon zu zwei Dritteln  in der Version Windows RT. Angesichts von rund 40 Millionen durchschnittlich verkaufter Tablets pro Quartal weltweit ist das ein Tropfen auf den heißen Stein.

Schäden links und rechts

Den Redmondern kommt der bisher glücklose Einstieg in das Geschäft mit Tablet-PC in vielerlei Hinsicht teuer zu stehen. Zum einen finanziell: Laut aktuellem Jahresbericht an die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) muss das Unternehmen alleine für Surface RT rund 900 Millionen Dollar abschreiben. „Wir haben ein paar Geräte mehr gebaut, als wir verkaufen konnten“, kehrt Microsoft-CEO Steve Ballmer die prekäre Situation unter den Teppich. Doch die Angelegenheit könnte noch ein gerichtliches Nachspiel nach sich ziehen. Wütende Investoren bezichtigen den Konzern, die Verkaufszahlen geschönt zu haben und streben eine Klage an.

Microsoft hat vergeblich versucht, den Absatz der ersten Generation an Tablets über den Preis anzukurbeln. Zunächst für 479 Euro im Angebot, ist ein Surface RT mit 128 GB inzwischen für 329 Euro zu haben – Touch-Cover exklusive. Auf seiner Veranstaltung Tech Ed hielt das Unternehmen den Besuchern dieses Modell inklusive Touch-Cover für 80 Euro feil, auf der Entwicklerkonferenz Build verschenkte Microsoft das Surface Pro gar an alle Teilnehmer.

Hardware-Partner wenig glücklich

Doch abseits des finanziellen Debakels – welches Microsoft locker verschmerzen wird -, sind zwei weitere Aspekte weit aus gewichtiger. Das Vertrauensverhältnis zu den Hardware-Partnern ist angeschlagen. So hatte Samsung bereits in einer recht frühen Phase in Sachen Unterstützung von Windows RT den Stecker gezogen, Asus-Chairman Jonney Shih machte unlängst seine Unzufriedenheit publik. Bezeichnend ist auch die Ankündigung des taiwanesischen Anbieters Acer. Das Unternehmen will sich in der Zukunft bei mobilen Geräten nicht länger zwingend auf Microsoft verlassen.

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Den größten Kollateralschaden dürfte Microsoft jedoch bei seinen Vertriebspartnern angerichtet haben. Der von Anfang an geplante Alleingang bei der Vermarktung der Tablets löste Kopfschütteln bei den Partnern aus. Auch die spätere Ankündigung, eine Handvoll Retailer ins Boot zu holen, trug nicht gerade zu einer Entspannung der Situation bei.

[quote style=“boxed“]Our stores [are] an office for you, and they’re a big asset to us. Bring your customers there.
– Kevin Turner, COO von Microsoft auf der Partnerkonferenz 2013 in Houston -“ [/quote]

Auf der weltweiten Partnerkonferenz in Houston im Juli diesen Jahres verscherzte es sich das Unternehmen dann endgültig mit seinen Vertriebspartnern. In seiner Keynote-Rede lud Microsoft-COO Kevin Turner die Partner dazu ein, die konzerneigenen Endkunden-Shops doch bitteschön verstärkt als verlängerten Vertriebsarm zu nutzen und die eigenen Kunden zu einem Besuch zu ermuntern. Die Ankündigung, das Direktgeschäft durch zügigen Ausbau der Microsoft-Retail-Shops von 73 auf 110 Stützpunkte weltweit  binnen Jahresfrist zu forcieren, lies so manchem Partner das Gesicht einfrieren.

Partner sollen die Kartoffeln aus dem Feuer holen

Jetzt sieht sich Microsoft zum Handeln gezwungen. Das Unternehmen holt ausgewählte Systemhäuser  an Bord, damit Geschäftskunden dort ihre Order für Microsoft-Tablets adressieren können. Mit Surface wolle der Konzern den Markt der Tablets erobern und seinem neuen Betriebssystem Windows 8 die ideale Hardware-Plattform bieten, heißt es vollmundig in der Ankündigung.

„Viele haben die Geräte mit Touch-Display und optionalem Keyboard überhaupt noch nicht in der Hand gehabt“, sagt Microsoft-Manager Oliver Gürtler gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Ja wie denn auch möchte man angesichts der bisherigen Vertriebspoltik entgegnen.

Sind längst Geschichte: Der MP3-Player Zune wurde von den Käufern verschmäht.
Sind längst Geschichte: Der MP3-Player Zune wurde von den Käufern verschmäht.

Marktbeobachter witzeln bereits, dass Surface das zweite Zune werde. Der als iPod-Killer in Rennen geschickte MP3-Player war nach dem Rohrkrepierer-Smartphone namens „Kin“ das zweite große Hardware-Projekt das die Redmonder in den Sand setzten.

Der Technologiekonzern lässt sich trotz der vielen Widrigkeiten nicht entmutigen. Die zweite Generation an Surface-Produkten ist bereits in der Mache. Ob damit der Erfolg beschieden ist, ist jedoch noch nicht ausgemacht. „Die Preise sind doch bereits kaputt. Wer will denn noch  ein Surface haben“, so ein Microsoft-Partner gegenüber Channelcast.

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