Mach’s noch einmal, Hewlett-Packard

Hewlett-Packards Entscheidung, seine PC- (PSG) und Druckersparte (IPG) zusammenzulegen ist weder eine bahnbrechende, noch eine neue Idee. Bereits 2005 hatte sich der IT-Konzern unter der Leitung von Carleton „Carly“ Fiorina diese Struktur schon einmal verpasst.

„HP today announced that it is combining its Imaging and Printing Group and Personal Systems Group to accelerate profitable growth, leverage the power of its portfolio and strengthen its market position.“
(Pressemitteilung vom 14. Januar 2005)

Diese Organisationsform hatte allerdings nicht lange Bestand. Fiorinas Nachfolger Mark Hurd machte die Entscheidung, beide Geschäftsfelder zusammenzulegen, bereits nach fünf Monate rückgängig. Natürlich fand die Konzernspitze abermals gute Gründe für eine Reorganisation der Reorganisation.

„Now, by managing PSG and IPG as separate, highly focused organizations, we can further sharpen our competitiveness and improve our cost structures.“
(Pressemitteilung  vom 13. Juni 2005)

Es ist müßig darüber zu diskutieren, welchen Erfolg oder Nichterfolg eine Verschmelzung der Abteilungen IPG und PSG damals gebracht hätte. Die fünf Monate des Wirkens ergeben sicherlich kein klares Bild, zumal viele Länderorganisationen die Umstellung in diesem Zeitraum gar nicht das Leben eingehauchten. Zumindest aber ist es ein Hinweis darauf, dass man sich auf einen viele Monate andauernden Prozess einstellen darf, bis die strategische Neuausrichtung tatsächlich auf allen Ebenen gelebt wird. Möglicherweise hatte Hurd aber erkannt, dass sich das Unternehmen mit der Zusammenlegung der beiden Bereiche auf dem Holzweg befindet. Vielleicht war ihm die Reorganisation aber auch zu teuer – wir wissen es nicht.

Letztlich gehört es jedenfalls zum Wesen eines Unternehmens, sich ein Stück weit immer wieder neu zu erfinden, Transformationen anzustoßen und damit auch Strukturen anzupassen. Jedes Unternehmen tut das, mal mehr und mal weniger öffentlichkeitswirksam. Und seien wir mal ehrlich: Würde man zwei Unternehmensberater danach fragen, welche Struktur (IPG und PSG getrennt oder vereint) denn wohl effektiver sei, so würden beide die Vor- und Nachteile aufführen – nur jeweils umgekehrt.

Die amtierende HP-Lenkerin Meg Whitman zeigt sich da wenig verkopft. Die Reorganisation sei zunächst mal den Aktionären geschuldet, so die Ex-eBay-Managerin in einem ersten Interview mit der New York Times nach Bekanntgabe der Zusammenlegung. Diese würden schließlich erwarten, dass der IT-Laden künftig mehr Geld abwirft.

Schritt zwei wird folgen

HP-Chefin Meg Whitman: "First of all, we have to deliver the financial results."

Machen wir uns nichts vor: Die Reorganisation wird einen personellen Aderlass nach sich ziehen. Über dessen Ausmaß ist zwar noch nichts bekannt, aber er wird vermutlich von größerer Natur sein. Es werden doppelte Posten abgebaut und womöglich ganze Einheiten aufgelöst werden. Und wie immer wird dies den Aktienkurs nach oben treiben. Das ist leider bittere Realität. Wir dürfen aber vermuten, dass das ein wesentliches Kalkül der Konzernverantwortlichen ist.

Müssen sich die HP-Partner nun ernsthafte Sorgen machen?

Ich denke nicht. Händler haben sich dahingehend ein dickes Fell zugelegt. Es gibt wohl kaum einen Partner aus der Industrie oder der Distribution der nicht gerade umstrukturiert, reorganisiert oder mit Akquisitionen beschäftigt. Für das Gros der Partner dürfte das in die Kategorie business as usual fallen. Wirklich kritisch wird es ja immer nur dann, wenn die eigenen Geschäftsinteressen direkt betroffen sind wie beispielsweise im Falle der Aufgabe oder Verkaufs eines Geschäftsbereichs bei einem Anbieter. Da schlagen die Wellen wesentlicher höher. Man erinnere sich an die Ankündigung über einen möglichen Verkauf bzw. der Schließung der PC-Sparte von HP.

Mein Studienbegleiter HP 28S genießt noch heute in Ingenieurskreisen einen hervorragenden Ruf.

Keine Frage: HP unterwirft sich einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen die Chance nutzen, den Konzern nicht nur neu aufzustellen, sondern auch die Weichen in Sachen Zukunft des Unternehmens richtig stellen. Das Traditionsunternehmen hat nach Meinung vieler an Innovationskraft verloren. Hewlett-Packard stand in früheren Zeiten im Ruf Hort der besten IT-Ingenieure zu sein, Das Unternehmen stand im Geiste seiner Gründer als Technologieschmiede ganz weit oben und galt als einer der wichtigsten Schrittmacher in Sachen IT.

Ruf als Technologieschmiede verloren

Das hat sich jedoch geändert. Research & Developement fristet eher ein Nischendasein. Zum Vergleich: Während IBM im Jahr 201o etwa 6,1% und Microsoft gar 14% in Forschung und Entwicklung steckte,  so begnügte man sich bei HP mit schmalen 2,5%. Auch die Zahl der eingereichten Patente pro Jahr spricht eine deutliche Sprache: Im vergangene Jahr meldete Spitzenreiter IBM 6.180 Patente an, gefolgt von Samsung mit 4.894. Erst auf Platz 16 folgt das Unternehmen aus Palo Alto.

HP verlässt sich, was technologische Entwicklung anbelangt, weitestgehend auf seine Partner, namentlich Microsoft und Intel. Das tun viele andere aber auch. In der Konsequenz kann das Unternehmen zum Großteil nur austauschbare Produkte anbieten und muss sich somit in einem verdrängungsintensiven Markt behaupten – was nicht immer auf große Begeisterung auf Seiten der Partner gestoßen ist. Mehr auf Software und Services zu setzen, ist sicherlich ein richtiger Weg. Meg Whitman schätzt, dass rund 75 aller Service-Deals an den Verkauf von PCs, Servern und Drucker geknüpft sind. Das ist Fluch und Segen zugleich.

Und: Dem Anbieter ist es bis heute nicht gelungen, eine Antwort auf seine Tablet- und Smartphone-Strategie zu geben. Offensichtlich fehlt der Mut, sich an Neues zu wagen. Mit dem im April 2010 zugekauften Anbieter Palm war die Chance durchaus gegeben, einen eigene Wege zu gehen und sich ein Stück weit der Abhängigkeit von Microsoft und Intel zu entziehen. Bleibt zu hoffen, dass Hewlett-Packard unter der Ägide von Meg Whitman mit dem Umbau des Konzerns einen guten Weg in die Zukunft einschlägt.

 

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