Idee

Schluss mit dem Gedudel!

Jeden Tag fahre ich etwa eine halbe Stunde in die Arbeit und zurück. Und was tut man in der Zeit im Auto? Nein, ich lese und beantworte in dieser Zeit keine Mails, surfe nicht im Internet und telefoniere nicht. Die 30 Minuten hin und zurück nutze ich für mich persönlich – soviel Muße will sein.

Lange Zeit habe ich das getan, was vermutlich 95% aller Menschen tun, wenn sie in die Arbeit fahren oder auf Reisen sind: Radio hören. Ich persönlich kann mit den lokalen Sendern hier in München nichts anfangen, das ständige Gedudel, Gequatsche, die schrille Werbung, die sich ständig wiederholenden Jingles und die gekünstelte Dauergutelaune der hippen Moderatoren gehen mir total auf die Senkel.

Umgeschaltet

Will man also dieser enervierenden Dauerbeschallung entgehen, bleiben nur drei Möglichkeiten: abschalten, umschalten oder eigene Musik hören. Ich habe es mit der zweiten Möglichkeit versucht. Und in Tat gibt es einige Sender, die auf das gesprochen Wort setzen, mich mit aktuellen Nachrichten und Hintergrundinformationen versorgen, mir interessante Interviews anbieten oder spannende Reportagen erzählt werden. B5 aktuell, Bayern 2, Deutschland-Radio oder die Deutsche Welle zählen dazu.

Bei B5 aktuell kommt man nach 15 Minuten aber leider in die Schleife – aber immerhin. Bayern 2 bietet mitunter so gutes Programm, dass man glatt im Auto sitzen bleiben möchte, um die Sendung zu Ende zu hören. Selbiges gilt für die anderen Sender. Das hat mich genervt! Und genau das wollte ich ja vermeiden.

Nachgeschaut

Teilweise fand ich das Programm so interessant und packend, dass ich auf der Webseite der Sender nachgesehen habe, ob der ein oder andere Beitrag am Abend oder zu anderer Stunde nochmal ausgestrahlt wird. In der Regel ist das nicht so. Aber: Ich bin über die Podcast-Angebote gestolpert, die jeder Sender der etwas auf sich hält, anbietet. Podcasts. Podcasts? Warum eigentlich nicht, Du hast schließlich ein iPhone und dein iPhone ist mit dem Radio gekoppelt, überlegte ich mir. So abonnierte ich Abends über iTunes (da sind alle Podcasts dieser Welt verzeichnet) jene Sendungen, deren Themen und inhaltliche Darbietung mich interessierten.

Füllhorn Podcasts

Es gibt großartige Sendungen des Bayerischen Rundfunks: „Eins zu Eins – der Talk in Bayern 2“ in der biographische Gespräche mit den interessantesten Menschen geführt werden und man sich 45 Minuten Zeit dafür nimmt oder „Das Computermagazin“ auf B5 aktuell, ebenso „Wirtschaft kompakt„, „radioWissen„, „IQ – aus Wissenschaft und Forschung„, „Das MedienMagazin„, „Das Kalenderblatt„, „Kino kompakt“ und viele, viele andere hochinteressante und hörenswerte Sendungen.

Man kommt beim Stöbern durch die Angebote von einem zum andern. Und was mich besonders begeisterte: Ich habe Zugriff auf alle nahezu alle Sendungen der Radioketten der anderen Bundesländer – „HR2 Der Tag“ sein hier beispielhaft genannt. Die konnte ich als Münchener vorher nie hören, außer auf der Durchreise. Jetzt kann ich es – wann immer ich möchte. iTunes ist und bleibt für mich ein Füllhorn erstklassiger Podcasts zu entdecken.

Ich halte erstens fest: Podcasts lassen mich ein zeitsouveränes, lokal uneingeschränktes und inhaltlich exakt auf meine persönlichen Interessen abgestimmtes Radioprogramm gestalten.

Es kommt noch besser

Nachdem ich Lunte gerochen hatte und höchst erfreut über die exzellenten Podcast-Angebote der Radiostationen war, stöberte ich weiter in iTunes umher. Als bekennender Apple-Fanboy (das ist übrigens der Grund, warum ich beruflich selbst nie über das Unternehmen schreibe) suchte ich zunächst nach Podcast rund um Mac, iPhone und iPad. Der erste Podcast auf den ich stieß war Bitsundso. Dieser Podcast war einfach anders als das was ich bisher kannte.

Mit Podcasts verbinden die meisten vermutlich Sendungen im Nachrichtenstil: Seriös vorgetragen, schnörkellos und ernst bei der Sache. Tatsächlich sind die Podcasts der Radiosender auch so  – es sind ja letztlich die Mitschnitte des offiziellen Programms.

Bitsundso hingegen hört sich hingegen völlig anders an. Da hocken ein Paar Nerds „Club Mate“ (dem Kult-Getränk bei Podcastern, Bloggern und Nerds) trinkend zusammen und plaudern über (Apple)-Produkte, Software und Netzpolitik, regen sich über dieses und jenes auf oder zeigen sich begeistert von dem ein oder anderen Gadget. Und als Zuhörer kommt es dir so vor als würdest du mittendrin sitzen. Es kommt einem eher wie ein Stammtischgespräch mit einer Art Rahmenhandlung vor.

Podcast-Universum des Tim Pritlov

Widmet sich auch mal ein paar Stunden nur einem Thema: Der Podcast Chaos Radio Express von Tim Pritlove

Wer ein Format wie Bitsundso mag und nach ähnlichem sucht, der stößt unweigerlich auf die Sendungen von Tim Pritlove, einem in Berlin lebenden Podcaster. Pritlove experimentiert viel mit unterschiedlichen Podcast-Formaten. Er hat Podcasts um viele Dinge erweitert: Live-Übertragung während der Aufnahme, Live-Chat oder regelmäßige Hörertreffen wären zu erwähnen. Seine Fangemeinde ist immens groß und eines seiner Erfolgsrezepte ist sicherlich die enorme Bandbreite an Themen (Technik, Gesellschaft, Kultur), die Nähe zu seinen Hörern und die Zeit, die er sich nimmt, um Themen zu durchleuchten, der Sache auf den Grund zu gehen.

Seine Podcast dauern oft mehrere Stunden, drehen sich dabei aber oft nur um einen Schwerpunkt („Segeln: Über die erforderliche Technik, Logistik und Einstellung zum Bereisen der Weltmeere“ oder „Android: Das freie Betriebssysteme für Smartphones und andere mobile Computersysteme“ oder „Brettspiele: Die Lust der Gesellschaft am Gesellschaftsspiel und dem Spiel mit der Gesellschaft„). Aber genau das zeichnet seine Podcasts aus: Der Zuhörer ist danach sattelfest in einem Thema, kann sich eine fundierte Meinung bilden oder hat einen grundlegenden Einblick in eine ihm bis dato unbekannt Welt erhalten. Dass man einen Podcast einfach dahinplätschern lassen kann und stundenlang über Gott und Welt sprechen kann, zeigt  er mit „NSFW – Not Safe For Work„, „Raumzeit“ hingegen steht für eine professionelle Auftragsarbeit für ESA und DLR.

Zweite Erkenntnis: Podcasts haben sich stilistischen weiterentwickelt. Früher verband man mit einem Podcast eher eine seriös und makellos vorgetragene Nachrichtensendung. Doch das hat sich grundlegend geändert, hin zu sehr authentischen Formaten, die den Zuhörer teilnehmen lassen. Podcasts sind alles andere als trocken – sie sind lebendig, spannend und nah.

Podcast-Fieber

Nachdem ich nun seit knapp zwei Jahren ebendiese Podcasts konsumiere, mich werktäglich von meinem selbst zusammengestellten „Radioprogramm“ zur und von der Arbeit begleiten lasse und mir keine Bücher mehr kaufe, weil Podcasts meine Bettlektüre geworden sind, hat mich das Podcast-Fieber gepackt: Jetzt will ich selbst einen Podcast machen – zusammen mit ein paar Leuten, die ebenfalls Lust darauf haben. Thematisch soll es dabei rund um den IT-Channel gehen. Das soll der Ausgangspunkt, die Idee an dieser Stelle sein. Wie aus der Idee dann der Podcast entsteht – werde ich chronologisch im Blog niederschreiben. Christian Meyer

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