Festplattenkrise: Western Digital und Toshiba bluten am meisten

Anfang Oktober 2011 erreicht eine der schlimmsten Flutkatastrophen die Thailand je ereilt hat ihren Höhepunkt. Die Überschwemmungen lassen alles im Wasser versinken. Auch wichtige Produktionsanlagen der Festplattenhersteller samt jener der Zulieferer.

Genannt werden vor allem die Werke von Western Digital (WD) und Seagate Technology. Auch wir haben uns im Channelcast (CC009 Neues aus der Fischfabrik) mit dem Thema beschäftigt und ausgiebig über die Auswirkungen auf den Markt diskutiert (ab Minute 06:10).

Überflutet Produktionsstätte von Western Digital in Thailand 2011
Überflutet Produktionsstätte von Western Digital in Thailand 2011

Wir sind – wie viele andere Branchenbeobachter auch – davon ausgegangen, dass die beiden genannten Anbieter gleichermaßen betroffen waren. Insbesondere deshalb, weil bei einem der wichtigsten Zulieferer ebenfalls Land unter gemeldet wurde. Und zwar bei Nidec, dem weltweit größten Produzenten von Festplattenmotoren. Ihm bescheinigen Experten einen Marktanteil von rund 80 Prozent.

Jetzt wurden die weltweiten Zahlen für den Festplattenmarkt veröffentlicht. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend. Anders als ursprünglich angenommen, hat weit aus Seagate weniger Geschäft eingebüßt. Wie kommt’s? Bereits am 21. Oktober gab das Unternehmen bekannt, dass all seine Produktionsanlagen in Thailand in Betrieb seien, die Lagekapazitäten gar um acht Prozent gesteigert hätte und man sich bemühe, die gerissene Zulieferkette (Nidec) schnellst möglich zu flicken. Anders die Lage bei Western Digital und Toshiba: Beide mussten Werke schließen und alle Anstrengungen unternehmen, um die Fertigungskapazitäten der Produktionsanlagen außerhalb Thailands zu erhöhen.

Abhängigkeit von Zulieferern

Wie auch immer: Eine Schlüsselrolle kommt dem Motorenlieferant Nidec zu. Kann er liefern, können Festplatten produziert werden. Nidec kommt schnell wieder auf die Beine. Bereits Anfang November 2011 gibt das Unternehmen bekannt, dass einige seiner Werke in Thailand den Betrieb wieder aufgenommen hätten. Zudem konnte der Ausstoss an Festplattenmotoren in den philippinischen Produktionsstätten von monatlich 15 auf 25 Millionen Stück gesteigert werden und auch in China fallen pro Monate 50 Prozent mehr Motoren vom Band  -von 15 Millionen Stück ist die Rede. Und somit ergibt sich letzlich folgendes Gesamtbild.

Weltweiter Festplattenmarkt nach Stückzahlen und Marktanteilen im Vergleich Q4/2011 zu Q3/2011 (Spalten sortierbar)

Q4/2011 Stückzahlen (Millionen)Q3/2011 Stückzahlen (Millionen)Veränderung (Prozent)Q4/2011 Marktanteil (Prozent)Q3/2011 Marktanteil (Prozent)Veränderung (Prozentpunkte)
Gesamt123,3175,2-29,61001000
Seagate46,950,8-7,638299
WD28,557,8-50,72333-10
Toshiba19,322,2-15,016133
Hitachi17,231,9-46,11418-4
Samsung11,312,5-9,6972
Quelle: IHS, Supply Research, Februar 2012
Relativ glimpflich kommen Seagate, Samsung und Toshiba weg. Massiv getroffen hat es die Hersteller WD und auch Hitachi. Bei beiden Herstellern bricht die Zahl der produzierten Einheiten um etwa die Hälfte ein. Seagate kann sich laut der Erhebung an die Spitze vor seinem Erzrivalen WD setzen. Doch mehr als ein Phyrrussieg ist das nicht. Das derzeitige Marktabbild wird aber so nicht von Dauer sein. Sobald WD wieder voll produzieren kann, werden sich die Verhältnisse ändern.

Noch ein Blick auf die künftigen Konstellationen: Denn Seagate hat die Festplattensparte von Samsung gekauft und WD übernimmt das Geschäft von Hitachi GST. Per simpler Zahlenaddition würde das bedeuten, dass Seagate 47 Prozent und WD 37 Prozent Markanteil hält. Die verbliebenen 16 Prozent verbleiben bei Toshiba.

Insgesamt wurden im genannten Quartalsvergleich 51,9 Millionen Festplatten weniger produziert. Das entspricht einem Einbruch von knapp 30 Prozent.

Preisentwicklung

Was die Entwicklung der Preise anbelangt, so ist hier eine allmähliche Rückkehr zu „normalen“ festzustellen. Zwar sind die Preise längst nicht dem Niveau wie vor der Festplattenkrise, doch der Höhenflug dürfte vorbeisein. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Preise, die vor der Flutkatastrophe vorherrschten, so schnell nicht wieder erreicht würden. Die Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufspreise  – wie hier am Beispiel einer Seagate-Festplatte mit einer Kapazität von 1,5 TB – zeigt zumindest eine Stabilisierung. Damit ist zumindest der Handel mit diesen Komponenten wieder deutlich planbarer.

Preisentwicklung einer Festplatte von Seagate mit einer Kapazität von 1,5 TB
Preisentwicklung einer Festplatte von Seagate mit einer Kapazität von 1,5 TB
Preisentwicklung einer Festplatte von Western Digital mit einer Kapazität von 1,5 TB
Preisentwicklung einer Festplatte von Western Digital mit einer Kapazität von 1,5 TB

 

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