Ja, und ich traue mich das kaum sagen, es geht um Dell. Gerade haben wir die aktuelle Folge von Channelcast abgedreht und schon geht es weiter. Michael Dell und Konsortium wollten mehr Geld bieten aber damit eine Änderung der Regeln erkaufen. Das hat der Aufsichtsrat abgelehnt – Carl Icahn klatscht Beifall. Noch ist kein Ende in Sicht.
Was bisher geschah: Unternehmensgründer Dell strebt die Reprivatisierung des Unternehmens an. Gemeinsam mit einem Investorenkonsortium treibt er den Plan voran. Einige große Aktionäre fühlen sich ausgeschlossen und opponieren. Zu denen gesellt sich Großanleger Carl Icahn, der auch Dell-Aktien hält. Die Gruppe will die Reprivatisierung verhindern, das Unternehmen mit einem neuen Management, neuem Aufsichtsrat und neuem Kapital ausstatten und einzelne Teile abspalten und veräußern. Sie werfen Dell Misswirtschaft auf Kosten der Aktionäre vor. Endlich wird es zur Abstimmung der Aktionäre über die Reprivatisierung kommen.
In der letzten Folge erhöhte Dell das Angebot um zehn US-Cent je Aktie. Weil viele Aktionäre noch nicht abgestimmt haben und nicht abgegebene Stimmen als Gegenstimmen zählen, macht Dell die Angebotserhöhung von einer Regeländerung abhängig: Nicht abgegebene Stimmen sollen auch nicht zählen. Icahn schimpft: Dell führt das Unternehmen wie eine Bananenrepublik. Dell wendet sich an die Aktionäre: „Egal wie es ausgeht, ich habe meinen Frieden geschlossen“.
Das allerdings war kein letztes Wort vor der für morgen in Texas geplanten Aktionärsversammlung. Denn gestern antwortete der Aufsichtsrat auf den neuen Vorschlag von Dell und wies diesen zurück. Nachzulesen ist das hier. Gern könne man, sagt Alex J. Mandl, der das Special Committee des Aufsichtsrats leitet, das den Prozess der Reprivatisierung zu überwachen hat, den Abstimmungstermin noch einmal verschieben, damit die Aktionäre über das neue, höhere Angebot nachdenken können. Eine Regeländerung allerdings komme nicht in Frage.
Wir begrüßen diesen Schritt, ließen Icahn und Verbündete verlauten, um Michael Dell erneut zu beschimpfen: Seit seinem Wiedereintritt in das Unternehmen habe sich der Unternehmenswert beinahe halbiert. Es sei Zeit, dass er abtrete und es sei Zeit, das Desaster rund um die Reprivatisierung zu beenden.
Man sollte dem ganzen Prozess überhaupt nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, mögen jetzt manche sagen und sich gelangweilt abwenden (oder amüsieren – und ich schreibe das hier ja auch so locker als ginge es um die aktuelle Folge von Dallas). Verdrossen wegsehen allerdings wird dem Vorgang kaum gerecht. Wir haben die einmalige Chance, den Kampf um die Zukunft eines Unternehmens, das unsere Branche sehr stark geprägt hat, aus der Nähe zu beobachten. Es ist interessant, die Mechanismen und Interessen hinter diesem Kampf der Milliardäre zu studieren. Denn sie sagen viel über die Zukunft unserer Branche aus und über die Natur unseres Wirtschaftssystems. Beides sollte für uns von wesentlichem Interesse sein.